Biotop
Der Bebauungsplan und seine Wirkung auf den Biotop:
Die angelegten Grünflächen im Plangebiet wurden ursprünglich als Kompensationsmaßnahmen ins Leben gerufen, um einen ökologischen Ausgleich zu schaffen, der durch die Ansiedlung benachbarter Gewerbegebiete erforderlich geworden war. Dies unterstreicht die Notwendigkeit eines nachhaltigen Umgangs mit diesen wertvollen Lebensräumen und fördert das langfristige Wohlbefinden nicht nur der dort lebenden Tierarten, sondern auch der Anwohner. Die sorgfältige Planung und Beibehaltung solcher Maßnahmen waren entscheidend für den Erhalt der Biodiversität in diesem spezifischen Lebensraum.
Das Gebiet entlang des Schwarzen Weges bis zu den Bitburger Teichen wurde eingehend auf seine bedeutende Rolle als Lebens- und Reproduktionsstätte für Amphibien analysiert. Im Rahmen dieser Untersuchung konnten insgesamt sechs verschiedene Amphibienarten identifiziert werden. Auffällig ist, dass drei dieser Arten in die Kategorie 2 der Roten Liste Berlins einzuordnen sind, was bedeutet, dass sie als „gefährdet“ gelten. Zu diesen Arten zählen unter anderem die Knoblauchkröte, die Erdkröte und der Moorfrosch. Darüber hinaus findet sich eine Art, deren Bedrohung noch gravierender ist und die daher in die Kategorie 1 der Roten Liste eingestuft wird, was „sehr gefährdet“ bedeutet. Diese Ergebnisse verdeutlichen die hohe Artenvielfalt im Gebiet, auch wenn die Individuenzahl vor 30 Jahren geringer war. Dies lässt darauf schließen, dass sich das untersuchte Gebiet in einem Umfeld mit einem generell hohen Aufkommen von Amphibien befindet.
Damals bot es nicht die optimalen Lebensbedingungen für diese Tiere, weshalb es überwiegend als Durchwanderungsgebiet genutzt wurde. Die Wanderbewegungen der Amphibien erfolgen hauptsächlich entlang des „Schwarzen Weges“. Die bedeutende Rolle dieses Weges als Wanderweg für Amphibien wurde insofern gewürdigt, dass ein Ausbau zu einer Anliegerstraße nicht in Betracht gezogen wurde.
Die grüne Unterkante hier im B-Plan: Das ist der Schwarze Weg
Ein weiterer Aspekt der Umweltanalyse bezog sich auf den Brutvogelbestand in dem betreffenden Areal, der sowohl qualitativ als auch quantitativ erfasst wurde. In insgesamt 87 Revieren konnten beeindruckende 28 verschiedene Vogelarten beobachtet werden. Unter diesen Arten befanden sich seinerzeit vier, die ebenfalls auf der Roten Liste der gefährdeten Brutvögel Berlins verzeichnet waren. Drei dieser Arten – die Feldlerche, die Schafstelze und der Steinschmätzer – fallen in die Kategorie 3 und gelten als „gefährdet“. Besonders alarmierend ist das Vorkommen einer Art, der Haubenlerche, welche in die Kategorie 2 eingeordnet wird und damit als „sehr gefährdet“ gilt.
Darüber hinaus fungiert der „Schwarze Weg“ zusammen mit dem Bitburger Graben und seinen angrenzenden Böschungen als wertvolle Biotopverbindung zwischen den Bitburger Teichen und dem Darßer Graben, der als Laichgewässer für die Amphibien dient.
Diese geografische Anbindung an die offene Landschaft ermöglicht gefährdeten Tierarten den Zugang bis an den Siedlungsrand und verleiht dem Gebiet somit eine essenzielle Vernetzungsfunktion innerhalb des Ökosystems.

Hier noch einmal im Zeitraffervideo wie sich das Areal in den letzten 30 Jahre entwickelt hat. Gerade in den letzten 10 Jahren ist die Vegetation üppiger geworden. Es ist anzunehmen, das auch die Fauna von dieser positiven Entwicklung profitiert hat.
Aufnahmen Anfang Februar 2025: Es sind nur noch ein paar Wochen bis zum Frühling. Dann geht das Gequake wieder los;-)


Standorte Darßer Str. 101 und 153
aus des Sicht von Frau Hantuschke vom Naturhof Malchow,
Die Sommer in Berlin werden zunehmend heißer. Zusätzlich tragen Containerbauten zur Aufheizung der Umgebung bei und strahlen auch nachts Wärme ab. Es besteht jedoch ein politischer Wille zum Bauen – diese Flächen sind Vorhalteflächen, im Besitz des Landes Berlin, wobei oftmals die Belange der Tiere und der Umwelt hintangestellt werden. Der Bau wird zwar nicht gänzlich verhindert, jedoch könnte er möglicherweise verzögert werden, wie es beim Nachverdichtungsprojekt im Ilse Kiez bereits der Fall ist.
Ökologische Betrachtung:
Bei dem Grundstück Darßer Straße 101 handelt es sich erfreulicherweise um eine Wiese, die nicht nur ungemäht bleibt, sondern auch einen wertvollen Lebensraum für verschiedene Tierarten darstellt und einen wichtigen Überwinterungsstandort für die heimische Fauna bietet. Jegliche Art der Versiegelung sollte unbedingt vermieden werden, insbesondere da die Böden aufgrund fehlender Niederschläge zunehmend austrocknen.
Auf dieser Fläche gedeihen neben Pappeln auch Kastanien, Hainbuchen, Ahorn und Roteichen sowie Efeu und eine Korkenzieherweide. Letztere ist besonders förderlich für Insekten, von denen auch die Vogelwelt profitiert – beispielsweise die Schwalben. Efeu bietet im Winter Futter für Vögel, während Kastanienblüten Insekten anziehen. Ein ökologischer Garten wie der in HP Lydia ist äußerst wertvoll und schützenswert; die Fauna benötigt Rückzugsorte.
Die Wildrosen und Heckensträucher am Rand der Wiese liefern Nahrung und Unterschlupf für Tiere. Vögel können sich im Winter von Grassamen und Hagebutten ernähren. Während Pappeln oft als weniger wertvoll angesehen werden, sollte berücksichtigt werden, dass jeder Baum schützenswert ist. Bisher wurden keine Vogelnester entdeckt; dennoch sollten insbesondere die alten Pappeln am schwarzen Weg auf Höhlungen untersucht werden, da sie ideale Lebensräume für Fledermäuse darstellen. Einige Bäume sind bereits markiert, einige tragen sogar Nummern und sind möglicherweise im Baumkataster erfasst.
Amphibien:
Momentan sind Hinweise auf streng geschützte Arten wie Wechselkröten oder Rotbauchunken nicht erkennbar. Die nahegelegenen Teiche sowie der Darßer Graben und die Wiese hingegen bieten einen wichtigen Lebensraum für Amphibien und Reptilien wie Erdkröten, Teichfrösche, Teichmolche, Braunfrösche und Blindschleichen/Ringelnattern.
Unabhängig von einem Artenschutzgutachten sind unbedingt eigene Beobachtungen erforderlich, da im März und April die Amphibienwanderungen beginnen. Diese sollten langfristig im Auge behalten werden.
Künstlicher Schwalbenbaum:
„6. Juli 2021 – Das Haus „Verbund Darßer Straße“ in Berlin-Höhenschönhausen ist eine Wohnstätte der Behindertenhilfe, das vom EJF (Evangelisches Jugend- und Fürsorgewerk) betrieben wird. Seit 1992 wird das Haus in der Darßer Straße vom EJF genutzt und beherbergt auch tierische Untermieter – die Mehlschwalben. Bei unserem Besuch an einem sonnigen Julitag sausten dutzende Mehlschwalben durch die Lüfte und fütterten ihre hungrigen Jungen im Akkord. Hier bieten insgesamt 60 Nester den Mehlschwalben einen Lebensraum, sowohl künstlich angebrachte, also auch selbst gebaute Nester. Die Besonderheit: Ein in 2015 errichteter Schwalbenturm. Hier sind zahlreiche Schwalbennisthilfen, sowie zwei Spatzenhäuser befestigt sind. Nicht nur alle Mehlschwalbennester wurden angenommen, sondern auch die Spatzenhäuser wurden von den Schwalben als Wohnort adaptiert. Ein absolutes Highlight!“
Bei aller Freude über diese gelungene Lösung sollte jedoch bedacht werden, dass die Schwalben nur deshalb so gut gedeihen, weil ihr unmittelbares Umfeld ausreichend Nahrung und Ruhe bietet. Wenn die Fläche in der Darßer Straße 101 zubetoniert wird, könnte dies negative Auswirkungen auf die Schwalbenpopulation haben.
Zusammenfassend lässt sich festhalten:
Der Biotop in der Darßer Straße 101/101A ist von höchster Bedeutung für den Naturschutz. Die ungemähte Wiese muss als Lebensraum unbedingt erhalten bleiben! Jeder einzelne Baum auf dieser Fläche ist wertvoll und sollte bewahrt werden. Diese Bäume sind eigenständig gewachsen und mit ihren Wurzeln fest im Boden verankert, was ihre Überlebenswahrscheinlichkeit deutlich erhöht im Vergleich zu neu gepflanzten Bäumen. Diese Fläche sollte daher als Grünfläche geschützt und nicht für kurzfristige Containerlösungen zubetoniert werden.
Für die Darßer Straße 153 gilt im Wesentlichen dasselbe wie für die Darßer Straße 101. Diese zusammenhängende Fläche ist sogar noch schützenswerter, da sie erheblich größer ist. Die angrenzenden Grünflächen müssen ebenfalls berücksichtigt werden, da diese für Niederschläge eine erhöhte Bedeutung haben und darüber hinaus weiteren Lebensraum für wildlebende Tiere und Pflanzen bieten. Auch hier haben sich die Bäume selbst ausgesät und sind dadurch robuster als künstlich angepflanzte Bäume. Es braucht bei Neuanpflanzungen bis zu acht Jahre Anwuchspflege, wobei dennoch etwa 60% dieser Bäume eintrocknen.
Laut den Senatspapieren zur Anfrage DS 19/21495 von den Abgeordneten M. Pätzold und D. Freymark soll ein Artenschutzgutachten für die Darßer Straße 101/101A bereits vorliegen (Jahre 2023/2024). Leider haben Bürger keinen Zugang zu diesen Informationen. Daher sollten wir uns an unsere Abgeordneten Martin Pätzold oder Danny Freymark wenden, um weitere Details zu den Gutachten zu erfragen, insbesondere welche Tierarten identifiziert wurden, welche Auflagen erteilt wurden und welche Vergrämungsmaßnahmen geplant sind.
Fazit:
Seit Inkrafttreten des Bebauungsplans im Jahr 2005 hatten die Flächen ausreichend Zeit, sich natürlich zu entwickeln und einen ökologisch wertvollen Lebensraum zu schaffen. Umgekehrt wäre dies auch eine Gelegenheit gewesen, auf diesen Flächen zu bauen. Die Natur hat hier – sehr zur Freude der Hohenschönhausener sowie der heimischen Flora und Fauna – Tatsachen geschaffen. Auch wenn die geplanten Containerstandorte zunächst nur vorübergehend sein sollen, erfordert die Schaffung eines geeigneten versiegelten Untergrunds sowohl aus baurechtlicher als auch aus physikalischer Sicht eine erhebliche Beeinträchtigung der Natur. Dies führt nicht nur zur Zerstörung der Umwelt, sondern belastet zusätzlich durch die Energieanforderungen zum Heizen und Kühlen der Containeransiedlungen. Dies ist im Hinblick auf den Klimaschutz alles andere als optimal.
Dieses Gebiet hatte 20 Jahre Zeit sich zu entwickeln und wird durch das Grünflächenamt gepflegt und gehegt. Anwohner aus der Siedlung und den Neubauten gehen gern hier spazieren und erfreuen sich an dem Stück Natur inmitten der großen Stadt.
Darum: Gewachsene Strukturen erhalten!
Es ist nicht zielführend, wenn funktionierende Lebensstrukturen destabilisiert werden. Wer kann am nächsten Tag ausgeruht zur Arbeit erscheinen, wenn in unmittelbarer Nachbarschaft Unruhe herrscht? Es ist zu kurz gegriffen, eine Unterbringung in Wohncontainern als die kostengünstigere Lösung anzusehen.
Es macht also keinen Sinn in überhasteter Weise Ökosysteme zu zerstören, um kurzfristig Container aufzustellen, die dann sowieso wieder abgebaut werden. Das Ökosystem braucht wesentlich länger um sich zu erholen.
