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Berechtigte Sorge - Die Anwohner

Die Anwohner
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Berechtigte Sorge

Antworten
Wer wir sind und warum wir für unseren Grünen Bereich kämpfen

Wir sind eine engagierte Gruppe von Anwohnern aus dem Berliner Nordosten, an der Grenze zwischen Hohenschönhausen und Pankow. Wie in vielen anderen Städten Deutschlands und entwickelten Industrieländern leben wir in einer nachbarschaftlichen Gemeinschaft zwischen Einfamilienhaussiedlungen und modernen Neubaugebieten. Unser Lebensraum hat sich im Laufe der Jahre stetig entwickelt, und seit der Wende 1989 haben wir uns mit Fleiß und harter Arbeit unsere blühenden Landschaften erschaffen.

Bis vor wenigen Jahren galt es als erstrebenswert, ein Eigenheim mit Garten zu besitzen. Jeder Gartenfreund verdient Respekt, denn er trägt aktiv zur Verbesserung des Stadtklimas bei. Während einige Menschen Eigentumswohnungen bevorzugen und andere das Verreisen lieben, erfordert der Aufbau eines gewissen Wohlstands stabile soziale Strukturen und klare Regeln. Damit Pflanzen gedeihen können, benötigen sie Licht, Wasser und die richtigen Temperaturen – fehlt etwas davon, verkümmern sie.

In den letzten zehn Jahren hat sich jedoch das natürliche Gleichgewicht erheblich verschoben. Unsere kleinen Rückzugsorte boten in dieser Zeit einen gewissen Schutz vor den Herausforderungen „da draußen“. Doch mit dem jährlichen Zuwachs von durchschnittlich 20.000 Menschen in Berlin entsteht zunehmend Wohnraummangel.

Die Lösung erscheint einfach: nicht jeder kann in Berlin leben. Andererseits gilt: Platz ist in der kleinsten Hütte. Fragt man „Mimi“, wie im folgenden Video, ob er lieber im vertrauten Plattenbau-Kiez mit all seinen Freunden oder in einem ruhigen Häuschen am Stadtrand leben möchte, kommt die Antwort schnell:


Dies ist ein Ausschnitt aus der Dokureihe 7 Tage.... Den ganzen Beitrag kann man sich hier anschauen:
Betongold und Gentrifizierung
In der Vergangenheit erlebte Berlin eine Phase, in der Wohnblocks zurückgebaut wurden. 15 Jahre nach der Wende konnten sich viele Berliner den Traum vom Eigenheim erfüllen und zogen aus ihren Neubauwohnungen aus. Die leerstehenden Wohnblocks wurden um einige Etagen reduziert und das Umfeld begrünt, wie beim bekannten Projekt „Ahrensfelder Terrassen“, bei dem Hochhäuser in niedrigere, attraktivere Wohngebäude umgewandelt wurden.
Doch weitere 15 Jahre später steht Berlin vor akuter Wohnungsnot – wer hätte das gedacht? Plötzlich ist von Betongold und Gentrifizierung die Rede. Die Mietpreise steigen, das Angebot bleibt knapp und die Nachfrage hoch. Menschen aus aller Welt investieren ihr Kapital in Berliner Immobilien, um es vor der Inflation zu schützen – deutlich sichtbar im Film „Wem gehört die Stadt? Wenn das Geld die Menschen verdrängt“ von 2014.
Wir kämpfen dafür, dass auch in Zukunft ausreichend Grüngürtel und Rückzugsorte für alle Berliner erhalten bleiben!

Wo finden die verdrängten Menschen ein neues Zuhause?
In den oftmals kritisierten Großsiedlungen, insbesondere in Ostberlin: Marzahn, Hellersdorf und Hohenschönhausen. Ja, diese Viertel gelten als „Platte“ – ein Begriff, der oft mit sozialem Abstieg assoziiert wird. Viele haben nicht einmal die Mittel für eine Reise nach Mallorca, und wo man wohnt, zeigt man nicht gerne auf Google Maps…
„Berlin ist arm, aber sexy“ – dieser Spruch hat ausgedient. Das „sexy“ ist längst vergangen, während die finanzielle Situation weiterhin besorgniserregend ist. Und dann kommen die Asylsuchenden… „Refugees welcome!“ – allerdings nicht in Mitte, Charlottenburg, Kladow oder Schwanenwerder!

Segregation:
Zu den Armen gesellen sich nun weitere Bedürftige. Es entsteht Konkurrenz am Transferleistungs-Empfangs-Tresen.

Der dabei beschriebene Prozess lässt sich als Segregation bezeichnen. Dr. Hunger vom Kompetenzzentrum Großsiedlungen e.V. beschreibt in seinem Aufsatz „Die Segregationsmaschine“ deutlich, dass die Quoten von Transferempfängern in Plattenbaugebieten höher sind als in den Innenstädten. Trotz des allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwungs verweilen diese Quoten in vielen Gegenden auf hohem Niveau, während sie in anderen Stadtteilen zurückgehen. Die Schere zwischen dem Rest der Stadt und den Plattenbauvierteln öffnet sich zunehmend.

Zitat aus dem Aufsatz:
"Aber was sind die Gründe? Das Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) hat sich in mehreren Studien mit der Entwicklung in ostdeutschen Großwohnsiedlungen beschäftigt. Im Ergebnis kann festgestellt werden, dass die Verarmung einiger – nicht aller – Plattenbaugebiete durch das Zusammenwirken von drei Makroentwicklungen erklärt werden kann:

  • der Übernahme großer Wohnungsbestände durch Finanzinvestoren,
  • den Auswirkungen der Einführung des Arbeitslosengeld II (Hartz IV) sowie
  • der Wohnsitzauflage für Geflüchtete.

Diese wirken in von Ort zu Ort verschiedener Weise zusammen, beschleunigen aber zusammen eine Verschiebung einkommensschwacher Bevölkerungsgruppen in Teile der Großwohnsiedlungen.

Migration und Asylgesetzgebung. Seit dem „Sommer der Migration“ im Jahr 2015 wird dieses Geschäftsmodell noch zusätzlich durch die Wohnsitzauflagen für Asylberechtigte, subsidiär Schutzberechtigte und Geduldete, die Sozialleistungen beziehen, gestützt. Diese zwingen Geflüchtete zum Verbleib im Bundesland. Dabei können sich Asylbewerber zwar innerhalb ihres Bundeslandes frei bewegen, aber dieses nicht verlassen. In faktisch allen ostdeutschen Regionen hat das in den letzten Jahren zu Umzügen aus den Landkreisen in die Großstädte geführt. In der Folge wachsen die Zahlen Geflüchteter auch ohne weitere internationale Zuwanderungen in den größeren ostdeutschen Städten aktuell weiter an.

Da die Integration Geflüchteter in den Arbeitsmarkt von vielen Herausforderungen begleitet ist und der Arbeitsmarkt vieler ostdeutscher Großstädte immer noch strukturell schwach ist, ist ein hoher Anteil von Geflüchteten allerdings in der Regel gleichbedeutend mit einem hohen Anteil an Transferleistungsempfängern. Die Regelungen des Asylbewerberleistungsgesetzes folgen in diesem Bereich weitgehend den oben beschriebenen Regelungen zu den KdU. In der Folge ist es zu einem rasanten Anstieg der Anzahl von syrischen, afghanischen und eritreischen Haushalten in genau den Wohnlagen gekommen, die schon in den letzten Jahren Zielpunkte von Armutswanderungen gewesen sind.

Die Segregationsmaschine
Weder die Privatisierung von Wohnungsbeständen noch die Sozialgesetzgebung noch die Asylverfahrensregelungen wurden als Politikansätze mit Bezug auf die sozialräumlichen Konstellationen in ostdeutschen Großwohnsiedlungen entwickelt. Sie stellen nichtsdestotrotz die wichtigsten Treiber dar, die entscheidend für die Zukunft dieser Quartiere sein werden. Zusammen wirken sie aktuell wie eine „Segregationsmaschine“, die arme Haushalte in die bereits jetzt schon am stärksten belasteten Gebiete verschiebt. Ohne die Funktionsweise dieser „Maschine“ zu ändern, werden es die vielfältigen lokalen Initiativen, die es fast überall vor Ort gibt, sehr schwer haben."


Auch Kai Wegner ist sich dessen bewusst.
Ja, wir waren sogar bei Kai Wegner. Auch ihm ist klar, das weitere Flüchtlingsunterkünfte in Hohenschönhausen wirken wie Brandbeschleuniger unterm Weihnachtsbaum.

Wie geht es nun weiter?
Wir sind keine Unmenschen und wir sehen das Elend, wenn verzweifelte Menschen, die zu uns kommen, in Zeltlagern ausharren müssen. Aber das ist immer noch besser als obdachlos. Sind wir als Anwohner Schuld an den Verbrechen in der Weltpolitik? Sicher nicht.

Wladimir Putin erhielt am 25. September 2001 Standing Ovations im Deutschen Bundestag. Was ist seitdem schiefgelaufen? Warum haben uns die Amerikaner nicht mehr lieb?

Trotzdem müssen wir es irgendwie hinkriegen, die Probleme vor unserer eigenen Haustür zu lösen. Da sind wir zuversichtlich. Wir können das!

Es ist unser Kiez, es sind unsere Politiker und wir können mitbestimmen. Wer´s nicht glaubt, hat´s noch nicht versucht.

In diesem Sommer werden wir wieder über die Klimaerwärmung klagen und darüber, dass sich unsere Stadt aufheizt. Die alten Konzepte von Durchgrünung und Stadtbelüftung werden wieder hervorgeholt. Bei kaltem Bier wird heiß diskutiert. Und im Herbst wird nachverdichtet. Nicht gut.

Nicht locker lassen!

Wir müssen im Blick behalten, was unserem Kiez und unserer Stadt guttut. Einen Friedensnobelpreis werden wir nicht erhalten, wenn wir auch den letzten Winkel der Stadt mit Menschen überfüllen. Das macht uns und die Stadt kaputt. Wollen wir 30- bis 40-stöckige Sozialbauten wie in China? Sind Kreuzberger Verhältnisse, wie am Görlitzer Park, erstrebenswert? Was bringt es, wenn eine Unterstufenlehrerin, die in ihrem Fachgebiet eine Koryphäe ist, aber nur Deutsch spricht, 70 % bis 90 % Ausländerkinder in ihrer Klasse hat?
Kurioserweise nennt sich die Kinderstiftung Christliches Kinder- und Jugendwerk in Berlin Hellersdorf, die sich um sozial Benachteiligte kümmert, „Die Arche“. Das Projekt ist super, der Name irreführend: Auf der Arche wurde selektiert: Von jedem nur zwei.

Wir machen es uns nicht leicht. Wir haben mit allen gesprochen: Naturschutz, Nachbarn, Politik und Polizei. Unser Land hat so viele Menschen gerettet. Viele von ihnen sind dankbar; viele sind nach wie vor unzufrieden. Wenn das Geld an den Bäumen wachsen würde, hätten wir es sicher als erste bemerkt.


























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